Parallelbiografien
Serbien – Deutschland

Parallelbiografien Serbien - Deutschland

Idee, Gesamtkonzeption, Projektleitung: Claudia Agnes Müller

Künstlerische Fotografie: Sandra Ratkovic

Projektteam: Ivana Pajic, Paul Gruber

Interviews: Ivana Pajic, Paul Gruber, Milica Davidović, Anđela Jovanović, Milica Lalić, Ana Milešević, Maja Najdanović, Maria-Berenike Häusler, Jonas Ibel, Lisa Klisch, Felix Müschen

Transkription der Interviews: Ivana Pajic, Paul Gruber, Claudia Agnes Müller, Milica Davidović, Anđela Jovanović, Milica Lalić, Ana Milešević, Maja Najdanović, Maria-Berenike Häusler

Übersetzung der Interviews: Ivana Pajic, Mirjana Zarifović Grković, Vikica Matić, Branka Zarifović, Paul Gruber  

Organisation der Ausstellung in Novi Sad: Ivana Pajic, Sandra Ratkovic  

Website und Publikation: Sandra Ratkovic, Claudia Agnes Mueller

Videodokumentation: Ana Ilic


Im Herbst 2019 nahm das Projekt „Parallelbiografien Serbien - Deutschland: Identität und Arbeit“ die Arbeit auf. Es wurde im Mai 2019 mit einer Ausstellung im Stadtmuseum Novi Sad/Serbien zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Weitere Projektpräsentationen erfolgten in Berlin/Deutschland (Lange Nacht der Wissenschaften) und in Plovdiv/ Bulgarien (FLUCA Kulturpavillon des Landes Österreich). Fest eingeplant sind Präsentationen in Budapest/Ungarn und im Goethe Institut Belgrad/Serbien.


 Das Projekt versteht sich als inter- und transkulturelles Forschungsvorhaben, bei welchem künstlerische und wissenschaftliche Forschung eine Synthese eingehen. Es wurde mit der Unterstützung von Studierenden aus Novi Sad  und aus Berlin realisiert. Wir bedanken uns für die finanzielle Förderung durch MitOst e.V.  und die Technische Universität Berlin (Gesellschaft der Freunde der TU).

Kontextueller Ausgangspunkt des Projekts war die Beobachtung, dass die Arbeitswelt aktuell einen Umbruch erfährt, der die zeitgenössischen Diskurse zu Beruf und Identität prägt. Gegenwärtig müssen wir uns der grundsätzlichen Frage stellen, wie der Begriff „Arbeit“ künftig definiert werden kann. Was geschieht mit dem Selbstwertgefühl eines arbeitenden Menschen, wenn Arbeit im bisherigen Verständnis aufhört zu exstieren? Im Mittelpunkt des Projekts steht deshalb die Beschäftigung mit der beruflichen Identität. Hier geht es vor allem um die Gewichtung der Arbeit im gesamten Lebenskonzept der befragten berufstätigen Personen.

 Auf der Basis eines gemeinsam entwickelten Fragebogens sammelten die Studierenden Informationen über die Arbeits- und Lebenswirklichkeit berufstätiger Personen in Berlin (Deutschland) und Novi Sad (Serbien). Sie befragten in beiden Städten Menschen mit gleichen oder sehr ähnlichen Berufen. Gefragt wurde nach dem Stellenwert der Arbeit in der Lebenswirklichkeit der GespächspartnerInnen und nach der Wertschätzung der Arbeit durch die Gesellschaft.  Auf diese Weise leistet das Projekt einen Beitrag zum Erinnerungsarchiv der Zivilgesellschaft.

Nach einer Vorbereitungsphase, in der sich die Studierenden mit den Themen „Erinnerung“ und „Erinnerungskultur“ beschäftigten und ein Bewusstsein dafür entwickelten, wie eine Gesellschaft Erinnerungsbestände organisiert, besuchten sie gemeinsam mit dem Projektteam die Städte Berlin und Novi Sad, wo in interkulturell gemischten Gruppen die Interviews durchgeführt wurden. So konnten sich einerseits die ProjektteilnehmerInnen besser kennenlernen, andererseits variierten die Fragen während der Interviews bezüglich ihrer kulturellen Perspektive. Ein fester Bestandteil des Projekts war der intensive Austausch der Teilnehmenden über das, was sie während der Interviews erfahren konnten. Hierzu zählt auch das Erleben der nonverbalen Kommunikation. In diesem Kontext wurde Reenactment als Technik eingesetzt.


Künstlerische Porträts


Das Projekt wurde von der Berliner Fotografin Sandra Ratkovic künstlerisch begleitet. Sie erarbeitete eine Serie von Porträts, welche die fotografierten Protagonisten/Protagonistinnen an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen in Berlin und Novi Sad zeigen. Die Fotos leisten einen Beitrag zur differenzierten Wahrnehmung der realen Lebensweise in den beiden Ländern Serbien und Deutschland. Die Bilder werten die Erinnerung an Ereignisse der Zivilgesellschaft auf und sichern den InterviewpartnerInnen einen Platz im kollektiven Gedächtnis beider Länder.

 

Sandra Ratkovic besuchte die InterviewpartnerInnen an ihren Arbeitsorten in Novi Sad und Berlin. Es entstand eine aussagekräftige Serie von individuellen Porträts. Gezeigt werden berufstätige Personen aus Serbien und Deutschland. Der zentrale Bezugspunkt ist ihre jeweilige Arbeits­um­gebung und die Position, die unsere InterviewpartnerInnen der Arbeit in ihrem Leben einräumen. Dabei wählten die Porträtierten einen Gegenstand, der ins Bild aufgenommen wurde und die Spezifik der jeweiligen Arbeit symbolisch repräsentiert. Der Fotografin ist es wichtig, in den Bildern sowohl die individuelle Persönlichkeit des Porträtierten zu zeigen als auch den symbol­haften Kontext des jeweiligen Berufs. Der Spannungsbogen zwischen Individualität und Stereotyp ist für sie besonders interessant in ihrer künstlerischen Arbeit.